Exklusiv-Interview mit dem Mann hinter 007 Elements

Unser Präsident Georg Reichenberg hatte Anfang 2025 die Möglichkeit, ein Interview mit Jakob „Jack“ Falkner, dem Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, zu führen. Herr Falkner ist jener Mann, der James Bond 2015 für die Filmproduktion von SPECTRE nach Sölden lockte und dem wir seit 2018 die spektakuläre James-Bond-Ausstellung 007 Elements am damaligen Drehort auf über 3.000 m verdanken.

Der Bond-Club-Austria-Präsident Georg Reichenberg am Weg zu spektakulären James-Bond-Ausstellung „007 Elements“ in Sölden.

Das Interview fand im (familieneigenen) wunderschönen Hotel Das Central in Sölden statt.

Georg: „Die erste Frage, die mir unter den Fingernägeln brennt, ist: Herr Falkner, wie war das damals? Wie haben Sie den James Bond ins Ötztal gebracht?“

Jack Falkner: „Ich glaube, das ist ein Irrtum,  James Bond kann man nicht bestellen. Sie suchen sich die schönsten Plätze der Welt selbst aus. So war es auch bei uns in Sölden. Sie waren ja mehrfach vor Ort, ohne dass wir das teilweise wussten. Und es waren natürlich mehrere Gebiete in der Auswahl. Dieses Scouting der Plätze ist eine sehr intensive Geschichte. Ja, und irgendwann habe ich gespürt, wie wirklich das große Team dann da war, mit Sam Mendes und all den wichtigen Leuten, dass es wahrscheinlich ernst wird. Und ja, dann ist es Gott sei Dank ernst geworden und wir haben 2014 mit den Vorbereitungsarbeiten begonnen und somit konnten 2015 die Dreharbeiten bei uns im Ort stattfinden.“

Georg: „Ich durfte damals als Komparse dabei sein und wir waren alle völlig geplättet, wie wir das Ice Q gesehen haben. Wann haben Sie mit der Planung von diesem einmaligen Restaurant auf 3. 000 Meter Höhe angefangen?“

Jack: „Vielleicht muss ich ja ausholen, wir hatten das große Glück, dass das Ice Q gerade eröffnet hatte und das Scouting dies gerade im Internet entdeckt hatte und danach haben sie es sich gleich vor Ort angesehen. Eine gewisse Emma Pill hat meines Wissens, glaube ich, dann Sam Mendes gefragt, ob er sich das im Film vorstellen kann. Nachdem das bekanntermaßen im Film nicht eine Skihütte war, sondern eine Klinik, hat das wunderbar gepasst und die Aussicht und die Höhe war einfach sowas von grandios. Also die Eröffnung war 2014 und die Planung hatte davor begonnen.“

Georg: „Da haben Sie schon einiges an Geheimnissen gelüftet. Meine Frage als nächstes ist, Herr Falkner, Sie sind ja tief verwurzelt mit dem Ötztal und auch Ihre Familie. Seit wann arbeiten Sie beruflich im Tourismus im Ötztal?“

Jack: „Naja, das möchte man fast nicht glauben, aber ich habe 1976 mit der Bergbahn angefangen und habe in fast zwei Jahren bald mein 50 jähriges Jubiläum – 50 Jahre, wo ich für die Bergbahn arbeite.“

Georg: „Da gratuliere ich Ihnen ganz herzlich. Was ich so gesehen habe, haben Sie ja dem ganzen Tal und der Region ein neues Gesicht gegeben.“

Jack: „Naja, es waren gewisse Ideen da und wir haben bei gewissen Projekten mitgeholfen, damit diese verwirklicht werden konnten. Der Kern mit all den Liftanlagen, dem Hotel, den Restaurants, die Beschneiung und so weiter ist ja nicht nur bei uns in Sölden, sondern wir haben uns auch weit über das Tal hinaus engagiert und waren daran beteiligt, dass der AQUA DOME entstanden ist. Das 20-jährige Jubiläum davon haben wir vor wenigen Monaten gefeiert. Wir sind die Investoren, wenn es um die Area 47 geht. Es ist ja ein sehr sexy Sommerprodukt mit allen sportlichen Möglichkeiten, dem Wasser, speziell auch für junge Leute. Geöffnet ist es immer von Mai bis Anfang Oktober und so haben wir uns natürlich auch bei den Bergbahnen in Ötz engagiert. Also da haben wir sehr talbewusst agiert.“

Georg: „Herr Falkner, es ist so, dass man Ischgl und Sölden früher mit dem Massentourismus im Winter in Verbindung gebracht hat. Könnte man jetzt sagen, dadurch, dass Sie den James Bond hergebracht haben und sehr viel in das hochpreisige Segment investiert haben, dass Sie ein anderes Publikum dadurch in den letzten zehn Jahren anziehen?“


Jack: „Ich glaube, da muss man jetzt einmal den Begriff „Massentourismus“ definieren, was heißt das? Massen sind vielleicht viele Leute. Sölden hat eine gewisse Größenordnung mit einer gewissen Anzahl an Betten und da braucht es eine gewisse Anzahl an Leuten, klarer Weise. Es hat aber für mich nichts mit der Qualität zu tun. Ich vergleiche es immer mit dem Stadion in Innsbruck, wo ich als Jugendlicher immer war. Die haben damals ungefähr 15.000 Zuschauer gehabt und ich war dann einmal bei Bayern München in München selbst und da haben sie ca. 70.000. Aber die Organisation des Ganzen und der Zutritt war für mich in München viel angenehmer und besser als damals in Innsbruck. Es ist einfach eine Frage der Organisation, wie man mit einer großen Anzahl von Leuten umgeht und so ist es überall. Aber dieses Wort Massentourismus ist vielleicht ein bisschen negativ behaftet, es ist einfach eine hohe Anzahl an Personen und dass wir in Qualität investieren, ist hinlänglich bekannt. Unser Motto war immer: Wenn wir was bauen, dann bauen wir es gescheit. Dies sehen Sie sehr gut beim Hotel mit der Poolerweiterung am Dach, den Restaurants und vielem mehr. Dies wird weiterhin immer unser Bestreben sein.

Es gibt aber auch bei uns im Ort relativ viele Privatpensionen, wo man dann doch wesentlich günstiger ein Zimmer mit Frühstück buchen und genießen kann. Qualität kann man in einem Fünf-Sterne-Hotel, aber auch in einer einfachen Pension finden.“

Georg: „Wie sehen Sie da den Skitourismus in Österreich in den nächsten zehn Jahren? Also wenn man vergleicht, es gibt ja immer mehr Skigebiete. Ich habe jetzt gehört, in der Türkei, im Iran oder auch in Aserbaidschan gibt es Skigebiete. Und auf der anderen Seite haben wir die Schweiz mit den Hochpreis-Skigebieten. Wie sehen Sie denn den Tiroler Skitourismus in den nächsten zehn Jahren?“

Die James-Bond-Erlebniswelt 007 Elements – eine einzigartige Ausstellung am 007-Drehort dem Gaislachkogel auf über 3.000 m in Sölden.

Jack: „Grundsätzlich recht positiv, weil ich glaube, bei uns ist schon auch das Original, wenn man so will. Es ist zwar die Schweiz älter an Jahren, aber wenn ich das Angebot nehme, gerade im Westen Österreichs, also nicht nur in Tirol, selbstverständlich auch in Salzburg, glaube ich, gibt es kein Land der Welt, wo es ein derart starkes Angebot, gerade im Winter, mit all den Liftanlagen, mit der Beschneiung, mit der Qualität und den vielen, vielen Wellness-Hotels gibt. Weltweit unvergleichbar. Und ich sehe das schon positiv, wenn man immer die richtigen Schritte setzt, die notwendig sind. Die Zeiten ändern sich und insofern muss man immer mit der Zeit gehen. Man muss einfach laufend investieren, da der Zyklus kleiner geworden ist.“

Georg: „Wie ist der Zyklus momentan? Als Hotelier gesprochen?“

Jack: „Es ist so, im Vergleich zu früher,  vor 20/25 Jahren, circa die Hälfte. Das heißt, es geht halt einfach alles schneller. Und deswegen sage ich, mit der Zeit gehen und wenn wir die richtigen Schritte setzen, dann haben wir gute Voraussetzungen für unseren Tourismus, nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer, gerade auch mit dem entsprechenden Klima. Bei diesen wahnsinnigen Hitzewellen, genießt man schon die frische Luft und die kühleren Nächte.“

Georg: „Ja, die Sommer werden immer heißer. Das ist richtig.“

Jack: „Aktivitäten in den Bergen sind ja was Schönes. Also daher sehe ich es sehr positiv.“

Georg: „Das bringt mich jetzt wieder zurück zur Aktivität und James Bond. Sind Sie selber ein James-Bond-Fan vorher gewesen? Haben Sie gewusst, wer das ist?“

Jack: „Ja, natürlich. Ich glaube, wenn ich das nicht gewusst hätte, hätte ich nicht so agiert, wie ich agiert habe. Mir war bewusst, das dies eine unglaubliche Marke ist. Die Engländer sagen immer, das älteste Franchise-System seit 1962. Und ich kann Ihnen eine lustige Begebenheit erzählen. Ich war als junger Bursche, ich weiß jetzt nicht mehr, mit 18, 19 oder 20, in England, um etwas besser Englisch zu lernen. Und da war auch ein Schweizer Kollege an der Schule und dann haben wir im Fernsehen zwei, drei Tage vorher gesehen, dass da die neue James-Bond-Premiere ist. Wir haben beschlossen da hinzugehen, selbstbewusst genug, dass wir schon so viel Englisch können, um alles zu verstehen. Wir kamen dann also dorthin und haben aber dann auch das berühmte „queuing up“ kennengelernt, das wir dann nicht so geliebt haben.“  

Georg: „Der Blockbuster.“

Jack: „Und dann haben wir gesagt: Nein, eine Stunde anstehen tun wir jetzt nicht. Das schauen wir uns dann gemütlich zu Hause an. Aber das ist eigentlich eine nette Erinnerung und Begebenheit von damals, vor jetzt, sage ich, fast 40 Jahren.“

Georg: „Welcher Film könnte das gewesen sein?“

Jack: „Das kann ich heute, nach 40 Jahren, nicht mehr sagen.“

Georg: „Naja, 40 Jahre, da sind wir jetzt dann bei 1985. Das wäre dann vielleicht A View To A Kill, mit Roger Moore. Wer ist Ihr Lieblings Bond-Darsteller?“

Jack: „Ich meine, ich bin da ein bisschen befangen, aber ich würde sagen, auf jeden Fall Daniel Craig, den finde ich großartig, dann Sean Connery und dann Roger Moore, als englischen Gentleman mit seinem charmanten Humor.“

Georg: „Eine gute Wahl. Das bringt mich zu meiner Abschlussfrage und zwar: Sie haben diesen fabelhaften Film ermöglicht. Wie kam’s zu der Idee mit 007 Elements? Wer hatte die Idee und was hat EON dazu gesagt?“

Jack: „Ja das kann ich schon sagen, die Idee stammt wirklich von mir, weil mir sehr bewusst war, was für eine Markenkraft James Bond hat. Ich dachte, es ist eine super Werbung für uns. Nach den ersten Verhandlungen in London, wollten die großen Filmleute zu uns kommen, weil sie ja ein paar Sachen von uns brauchten, aber ich hab gedacht, nein, nicht die großen Filmleute kommen her, wir Kleinen, die Schweizer würden sagen, die Alm-Öhis, fliegen rüber.  

Ich hatte Gespräche mit Barbara Broccoli und mit Michael G. Wilson, wobei vertraglich die Verhandlungen zuerst natürlich mit David Bob geführt wurden. Ich hatte damals schon erwähnt, dass ich irgendetwas machen möchte, habe es aber nie näher definiert. Dies war bei den Vertragsverhandlungen dann nicht ganz einfach und vermutlich haben sie nie erwartet, dass wir ein fixes Gebäude oben am Berg geplant haben. Als ich mit dem Architekten rüber flog und die Pläne und Ideen präsentierte, waren sie schon ein bisserl verwundert. Aber der Platz ist einfach so schön und begeistert mit Authentizität. Es wär ja viel einfacher gewesen in der Talstation etwas zu errichten, aber das würde dies ja nicht widerspiegeln. Insofern haben wir dann länger verhandelt und hatten eine sehr schwierige Bauzeit, im Spätsommer oft mit Schnee und Sturm und haben dann bei minus 20 Grad betoniert. Zuletzt mussten wir das noch mit Hubschrauber zu Ende führen, damit wir noch vor Weihnachten alles abschließen konnten, um dann im Jänner das Innenleben auszuführen.“

Georg: „Unglaublich! Wie lange ist das jetzt konzipiert mit EON? Oder können Sie das solange haben, wie Sie wollen?“

Jack: „Über vertraglichen Sachen gibt es eine Verschwiegenheitspflicht.“

Georg: „Die abschließende Frage ist: von den Ausstellungsstücken, hätten Sie da Interesse noch weitere zu haben oder sind Sie zufrieden wie es jetzt ist?“

Jack: „Es wird sicher noch die eine oder andere Ergänzung oder Idee geben, das ist ein lebender Prozess. Das hängt auch von EON ab und ich bin da sehr zuversichtlich, da ich glaube, dass sie sehr glücklich sind mit diesem Produkt, das da entstanden ist. Die Qualität passt einfach. Das ist das Allerwichtigste. Diese Geschichte hilft ja auch der Marke und insofern gibt es sicher noch das eine oder andere Neue.“

Georg: „Herr Falkner, ich danke Ihnen sehr herzlich für das Gespräch.“

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